Zwischenbericht Nr. 10

Oktober 2024

Liebe Unterstützerinnen und Unterstützer, liebe Aktive, unser letzter Zwischenbericht ist ein halbes Jahr alt, daher senden wir neue Informationen.

Der Krieg in der Ukraine dauert nun schon über 950 Tage. Die Zerstörungen und das menschliche Leid sind für uns, die wir häufiger direkte Informationen aus der Ukraine aus verschiedenen Quellen erhalten, schwer zu ertragen. Auch das spornt uns an, weiterhin viel für die leidenden Menschen in der Ukraine zu tun. Oft sind im ganzen Land nur noch zwei Stunden Strom täglich verfügbar – vor allem nachts. Wir können uns nicht vorstellen, wie dieses Land unter den immer schlechter werdenden Lebensbedingungen überhaupt noch funktioniert. Und jetzt stehen der nasse Herbst und der eiskalte Winter vor der Tür.

Sie und Ihr habt unsere Arbeit mit großzügigen Geld- und Sachspenden weiter – auch im 3. Kriegsjahr – möglich gemacht. Dafür danken wir allen ganz herzlich. Und auch unsere Empfänger in der Ukraine bedanken sich zeitnah – mit Fotos von unseren Spenden in den verschiedenen Lagerräumen der Kliniken in der ganzen Ukraine und mit Dankbriefen.

Nach längerer Pause konnten wir Mitte Juni wieder einen ukrainischen Volunteer bei uns begrüßen. Serhii K. lebt in Kharkiv. Er arbeitet in Kharkiv und Krakau/Polen. Deshalb kann er die Ukraine verlassen. Er wurde von seiner NGO „Kharkiv Volunteer Union“ gebeten, zu uns nach Hanau zu fahren, um medizinische Hilfsgüter abzuholen. Dafür ist er extra 2000 km gefahren – plus 1400 km quer durch die Ukraine. Diese NGO haben wir schon mehrfach unterstützt. Sein Auto konnten wir bis unter das Dach mit hochwertigen medizinischen Hilfsgütern füllen. Der Besuch hat auch gezeigt, wie hilfreich unsere Arbeit direkt vor Ort ist.

Durch ein kleines Konzert von geflüchteten Frauen und ihren Kindern Ende Juni in einer Musikschule in Hanau wurden wir auf das größte Altenheim der Ukraine in Dnipro mit über 600 Bewohnerinnen und Bewohnern aufmerksam. Zunächst planten wir eine größere Anzahl an Rollstühlen etc. zu spenden. Doch dann wurde daraus Mitte Juli ein großer Transport. Roll-, Dusch- und Toilettenstühle, Rollatoren, Hocker, Stühle und Tische, Lampen, Pflege- und Hygienematerial, Stomamaterial, Pflegebetten, Kleidung, Bettwäsche und sogar eine Palette mit Lebensmitteln konnten wir nach Dnipro schicken. Insgesamt 4,8 Tonnen – wieder fast ein Sattelschlepper voll. Auch hier waren der Dank und die Freude groß.

Ein weiterer Volunteer, Dmytro T. aus Kharkiv, holte Mitte August hochwertiges Material wie OP-Bestecke, Knochennägel, einen überarbeiteten Defibrillator, mehrere Kisten mit Medikamenten, Stoma-Material etc. ab. Der Dank aus Kharkiv war wieder bewegend.

Ende August fuhren wir mit einem 7,5-Tonner in die Vitos-Klinik nach Weilmünster, ca. 80 km von Hanau entfernt, um eine große Menge an gespendetem Klinikmaterial in unser Lager zu holen. Krankenhausbetten und Matratzen, Stühle, Verbands- und Labormaterial, Infusionen, Wäschewagen, Beatmungsbeutel, Monitore für die Intensivüberwachung und vieles mehr füllten den LKW und einen VW-Bus komplett. Die Zusammenarbeit mit dem Team der Klinik in Weilmünster klappte hervorragend. Bereits Mitte September haben wir schon fast alles nach Myrhorod/Poltawa geschickt. Diese Stadt liegt auf halber Strecke zwischen Kyjiw und Kharkiv. Dort leben viele Binnenflüchtlinge. Aktuell wurde ein Reha-Zentrum für Verwundete eingerichtet – sowohl für Zivilisten als auch für Militärangehörige.

Ziele dieses Transportes (Nr. 29 seit Februar 2022) waren drei regionale Kliniken mit über 700 Betten. Auch das Reha-Zentrum und eine Kinderklinik erhalten einige unserer Spenden. Auch 500 kg fabrikneue Unterarmgehstützen sandten wir an den Klinikverbund. Erstmals haben wir im Vorfeld eine Telefonkonferenz mit den Empfängern durchgeführt, um Details zu besprechen, was sich bei der Durchführung des Transports als hilfreich erwies.

Ende September erhielten wir über die Ukrainehilfe der Stadt Hanau eine umfangreiche Spende an medizinischem Verbrauchsmaterial. Von den 150 gefüllten Paletten sind 90% nicht mehr benötigtes Corona-Material, wie z.B. 100 Paletten mit unsterilen Einmalkitteln. Auch ca. 30 Paletten OP-Mundschutz sind in dieser Spende enthalten. Hätten wir noch die FFP2-Masken mitgenommen, wäre der Umfang noch größer gewesen. Unsere Empfängerkliniken in der Ukraine benötigen keine FFP2-Masken mehr, da sie diese bereits in ausreichender Menge aus Europa erhalten haben.

Am 07.10. werden wir mit 15 Aktiven jede Palette einzeln per Hand mit einem Hubwagen über einen langen Flur und zwei schiefe Ebenen aus dem Untergeschoss in den ebenerdigen Hof transportieren. Die gemieteten 7,5-Tonner fassen je 17 Paletten pro Fahrt, es werden so 9 – 10 Fahrten zwischen Klinik und Spedition. Freundlicherweise dürfen wir alles direkt zu „unserer“ Spedition Hellmann East Europe bringen und dort einlagern. Das Volumen von fast fünf Sattelzügen hätten wir in unserem Lager nicht unterbringen können – und die Spende schweren Herzens ablehnen müssen, was uns nun erspart blieb.

Stattdessen können wir nun voraussichtlich in den nächsten Wochen mehrere 40-Tonner in verschiedene Städte schicken. Der Leiter der NGO in Kharkiv, mit der wir seit zwei Jahren gut zusammenarbeiten, freut sich auf unseren nächsten Hilfstransport. Mit einem Klinikverbund in Lviv, die Anfang 2023 einen Transport von bekommen haben, sind wir im auch schon im Gespräch. Gerade hat sich ein unfallchirurgischer Chefarzt aus der Klinik    Nr. 12 in Kyiv per Mail bei uns gemeldet. Wir prüfen diesen neuen Kontakt in den nächsten Tagen. Denn uns ist wichtig, dass alles seriös ist und wir genug vertrauen können, um eine so wertvolle und qualifizierte Hilfe zu schicken. Denn darüber hinaus wir haben in unserem Lager noch eine größere Menge an Laborröhrchen, Dialysematerial (Blutwäsche), Stomamaterial (künstlicher Darmausgang) und auch Geräte für die Intensivmedizin. Weiter sind noch Paletten mit Untersuchungshandschuhen und weitere Spenden angekündigt.

Auch mit der Überarbeitung der Homepage kommen wir langsam voran – wir versuchen sie zu aktualisieren und auf Mobilgeräten leichter lesbar zu machen. Nur neben der vielen direkten Projektarbeit war die Zeit bisher dafür nicht vorhanden.

Es ist uns ein großes Anliegen, auch den ehrenamtlichen Helferinnen und Helfern herzlich zu danken. Denn ohne die engagierten Aktiven könnten wir nicht in fast monatlichen Abständen große Mengen an Material einsammeln und in Hanau lagern, um dann alles zeitnah für den nächsten Transport vorzubereiten und zur Spedition zu bringen.

Das waren die Neuigkeiten der letzten sechs Monate. Wir hoffen, dass Ihr und Euer Interesse an unserer Arbeit ungebrochen ist und wir weiterhin auf die breite und vielfältige Hilfe und Unterstützung zählen dürfen.

Herzliche Grüße Ihre und Eure

Martina Scheufler – auch im Namen des Leitungsteams

Total Page Visits: 116 - Today Page Visits: 2

Leave a Comment