Zwischenbericht Nr. 11
Liebe Unterstützerinnen und Unterstützer, liebe Aktive,
unser letzter Zwischenbericht vom Oktober 2024 ist nun schon wieder ein halbes Jahr alt. Es hat sich so Vieles getan, wovon wir Ihnen und Euch berichten möchten.
Der Krieg geht leider mit brutaler Härte weiter. Wie es weitergeht und wie lange die Menschen in der Ukraine dies durchhalten können, ist unklar. Denn sie sind nach nun über drei Jahren Krieg erschöpft und zunehmend hoffnungslos. Gerade auch durch den neuen Präsidenten der USA mit seinen widersprüchlichen Aktionen! Nur Aufgeben können die Menschen auch nicht, denn die Alternative ist noch schrecklicher. Hoffen wir mit ihnen und für sie, dass es zumindest bald einen tragbaren Waffenstillstand gibt.
Wir versuchen unsere selbst gestellten Aufgaben so gut und so intensiv wie möglich weiter zu bewältigen. Dies gelingt uns auch ganz gut – wie die Rückmeldungen aus der Ukraine zeigen. Wir erhalten von unseren Empfängern per WhatsApp oft berührende Fotos und Videos, die uns und unseren Unterstützern zeigen, dass die Hilfsgüter angekommen sind und wie sie verteilt werden. Die aussagekräftigsten Fotos veröffentlichen wir auf unserer vollständig überarbeiteten Homepage, die seit November 2024 freigeschaltet ist und reichlich genutzt wird – Stand jetzt 174.000 Klicks. https://www.medizinhilfe.com/
Die Medizinhilfe wird durch Presseartikel (FAZ, ZEIT) und ein Interview im Deutschlandfunk Kultur mit Sendung am 24.12.2024 immer bekannter. Daher erhalten wir– Gott sei Dank – mehr Sach- und Geldspenden. Das ermöglicht uns, noch intensiver und häufiger zu helfen!
Immer wieder werde ich gefragt, wie wir denn sicher sind, dass unsere Hilfsgüter nicht nur ankommen, sondern auch bedarfsgerecht verteilt werden. In Vorbereitung auf das Interview im Deutschlandfunk habe ich das Thema mit dem ukrainischen Juristen Sergey Fesenko, Leiter der NGO „Kharkiv Volunteer Union“ in Charkiw, besprochen. Wir mailen vorab eine Ladeliste in Englisch. Sämtliche darauf genannten Güter werden von unserer Spedition Hellmann East Europe mit Zollnummern versehen. Der leere und beladene LKW wird gewogen, sodass das genaue Ladegewicht bekannt ist. Das erspart die erhebliche Zusatzarbeit, jedes Stück einzeln wiegen und dokumentieren zu müssen. Diese Ladeliste wird – oft noch bevor der LKW Hanau verlassen hat – an die registrierte Empfänger-organisation gemailt. Diese trägt alle Güter in eine staatliche Datei ein. Wenn der LKW eintrifft, wird beim Entladen geprüft, was wir geschickt haben und auch dies wird in diese ukrainische Datei eingetragen. Die NGO muss alle Güter binnen 30 Tagen an die Empfänger verteilen, sonst verliert sie ihre Genehmigung zur Annahme internationaler Hilfsgüter. Die NGO in Charkiw unterstützt 27 Kliniken und Ambulanzen. Diese können ihre Wünsche in diese Liste eintragen und erhalten nach Notwendigkeit die Hilfsgüter. Die Empfänger tragen umgehend den Erhalt in die Liste ein und dokumentieren die Geräte in ihrem Klinikbestand. Ich denke, dass es diese Transparenz vor dem „großen Krieg“ so nicht gegeben hat. Übrigens weiß Sergey, dass wir eine christlich humanitäre Organisation sind und mindestens 60% unserer Spenden für die Zivilbevölkerung eingesetzt werden muss.
Im letzten Bericht hatte ich von der Spende von FFP2-Masken des Klinikum Hanau berichtet, die wir Anfang Oktober 2024 abholen und in der Ukraine verteilen wollten. Kurz danach fanden wir heraus, dass kein Bedarf mehr für diese Art von Masken besteht. So haben wir statt 150 Paletten nur 20 Paletten nehmen können. Das Team des Klinikum zeigte großes
Verständnis und war uns wegen der so kurzfristigen Änderung nicht gram. Wir haben sogar im Dezember vom Klinikum Hanau 17 große Liegenstühle bekommen, auf denen Patienten bequem liegen können, die z.B. Infusionen wie Chemotherapie oder Dialyse erhalten.
Was haben wir weiter bewältigt? Mitte Oktober haben wir sage und schreibe zehn Tonnen an medizinischen Hilfsgütern in einem LKW nach Charkiw geschickt. Im November haben wir in zwei Ganztageseinsätzen mit knapp 15 Aktiven Teile einer Laborarztpraxis in Fulda demontiert und direkt zu unserer Spedition geschickt. Anfang Dezember konnten wir 7,3 Tonnen erneut nach Myrhorod schicken- sogar mit Weihnachtsgeschenken für 160 Kinder mit Einschränkungen, für 25 Bewohnerinnen und Bewohner eines Seniorenheimes und auch einige Geschenke für die Mitarbeitenden. Diese Sonderaktion wurde durch gezielte Spenden des Kiwanis Club in Bonn und einer Spenderin ermöglicht. Die Bilder der Freude bei der Verteilung waren berührend.
Wir haben 2024 viel bewegt – 55 Tonnen medizinischer Hilfsgüter zusammengetragen und an mindestens sieben verschiedene Orte und Regionen in der Ukraine gebracht. Kaum zu glauben, dass wir das alles rein ehrenamtlich leisten konnten. Die unten stehende Zusam-menfassung zeigt unser Engagement seit 2024. Und schon jetzt zeichnet sich ab, dass unsere Hilfe in dem gleichen Umfang vermutlich auch in 2025 in der Ukraine benötigt wird.
25. Januar 5 Paletten glutenfreie Nahrung für kranke Kinder erreichen Odessa (2,1 t)
2.-3. Februar Abbau Zahnarztpraxis in der Eifel – der erste zweitägige Einsatz mit Übernachtung des Teams
16. Februar Abbau einer Hausarztpraxis in Mömlingen, Kreis Aschaffenburg
01. März Abbau im Rot-Kreuz-Krankenhaus Stuttgart – Bad Cannstadt
05. März Transport in die Universitätsklinik nach Kharkiv (13,6 t)
12. März Transport aus Stuttgart nach Kyiv (8,9) zur Weiterverteilung in die Frontgebiete
12.-14. April Besuch von Manfred Matzner und Martina Scheufler in Mukachevo/ Transkarpathien
15. August Transport in größtes Seniorenheim der UA mit 600 Bewohnern (4,8 t)
27. August Abholung Spenden aus der Vitos- Klinik Weilmünster
16. September Transport nach Myrhorod – Region Poltawa (4,1 t)
05. Oktober Abholung Spende Klinikum Hanau- erstmals zusammen mit ukrainischen Helfern
17. Oktober Transport NGO nach Kharkiv (10,0 t)
22. November Abbau einer Laborarztpraxis in Fulda – Teil 1
30. November Abbau einer Laborarztpraxis in Fulda – Teil 2
04. Dezember Transport nach Myrhorod (7,3 t)
11.Februar Transport NGO nach Kharkiv (7,2 t)
13.Februar Transport NGO nach Kharkiv (6,4 t)
4.-6. März Abholungen von Spenden aus Kliniken und Praxen in Frankfurt, Gelnhausen und Heidelberg
21.-22.März Abbau einer Hausarztpraxis in Bremen
Mitte März wurden uns 12 Millionen 1 ml Spritzen mit je 2 Kanülen gespendet- haltbar bis 2026 – und abzugeben bis zum Sommer 2025. Es handelt sich um nicht mehr benötigte Sets für CoVid- Impfungen, die an vielen Standorten in Deutschland lagern. Noch warte ich auf die Rückmeldung, um wieviel Paletten es sich handelt. Unsere ersten Recherchen deuten darauf hin, dass dieses große Volumen nur teilweise benötigt wird. Mal sehen; ich berichte beim nächsten Zwischenbericht – ob und wie es geklappt hat.
Nun hoffe ich, dass nachvollziehbar ist, wofür wir unsere Sach- und auch die Geldspenden einsetzen, was wir machen und wie wir arbeiten. Übrigens können wir noch aktive Helferinnen und Helfer für unsere verschiedenen Aktionen brauchen. Über eine positive Rückmeldung an Scheufler@Medizinhilfe.com freuen wir uns.
Auch im Namen des gesamten Leitungsteams danke ich aufrichtig für jede Unterstützung.
Herzliche Grüße
Dr. Martina Scheufler, Leitung Medizinhilfe im März 2025